Rektor Andreas Theurich sprach sich bei der Begrüßung der etwa 90 Gäste zur Ausstellungseröffnung in Hamburg dankbar aus für den Prozess der Selbstreflektion und Selbstvergewisserung an der Hochschule, der durch den vorangegangen Konflikt und das starke Medienecho im Sommer dieses Jahres an der Hochschule in Gang gekommen sei.
In einem offenen Brief hatten sich im Frühjahr 2012 der Sächsische Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen Lutz Rathenow und die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, gefolgt von weiteren sächsischen Aufarbeitungsinitiativen, an die Hamburger Hochschule gewandt. Anlass war eine seit Jahresbeginn laufende Debatte um die kommentarlose Veröffentlichung eines verharmlosenden Vortragstextes von Eberhard Mannschatz, einem Hauptverantwortlichen der DDR-Jugendhilfe, in einem an der Hochschule verwendeten Studienbuch. In Reaktion darauf hatten am 22. Juni der Rektor sowie Dozenten die Torgauer Gedenkstätte besucht und in einem gemeinsamen Konfliktgespräch die zukünftige Zusammenarbeit vereinbart. Die Präsentation der Torgauer Wanderausstellung in Hamburg ist neben einem im Januar 2013 geplanten Zeitzeugenpodiums ein erstes Ergebnis der Kooperation.
Bei der kürzlichen Ausstellungseröffnung mahnte der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Nordkirche Gerhard Ulrich eine verstärkte Auseinandersetzung mit den repressiven Erziehungsmethoden in der DDR sowie in der frühen Bundesrepublik an. Nachdem die Journalistin Nicole Glocke aus ihrem Buch „Erziehung hinter Gittern“ eindrückliche Passagen über den Heimalltag gelesen hatte, führte die Gedenkstättenmitarbeiterin Juliane Thieme in einem kurzen Vortrag in das Umerziehungssystem in den Spezialheimen der DDR ein. In einem anschließenden Arbeitstreffen wurden die weitere Kooperation im kommenden Jahr zwischen Hochschule und Gedenkstätte vereinbart.