“Die Öffentlichkeit muss sich auf die Seite der Betroffenen stellen.”
So lautete das Fazit von Pfarrer Jürgen Fliege im Podiumsgespräch beim 10. Treffen ehemaliger DDR-Heimkinder in Torgau, das etwa 130 Teilnehmer verfolgten. Da sowohl Versöhnung als auch strafrechtliche Aufarbeitung kaum gelingen, sei es umso wichtiger, dass die Verletzungen von Kindern und Jugendlichen, die zu DDR-Zeiten eingesperrt und misshandelt wurden, von der Gesellschaft gesehen werden. Bettina Monse von der Leipziger Beratungsstelle des Heimdfonds betonte, wie wichtig und ungewohnt es für viele ehemalige Heimkinder sei, wenn Ihnen ohne Vorwürfe zugehört und ihr Schicksal ernst genommen würde. Podiumsgast Dr. Christian Sachse wies daraufhin, dass es noch Jahrzehnte dauern würde, bis das Thema DDR-Heimerziehung wissenschaftlich hinreichend aufgearbeitet sei und man auch die Normalheime verstärkt in den Blick nehmen müsse. Der ehemalige Insasse und Protagonist des 1996 von Jürgen Fliege initiierten Films über den Jugendwerkhof Torgau, Andreas Freund, forderte v. a. verbesserte Therapiemöglichkeiten für Betroffene.