Manja ist 17 Jahre alt und lebt im Leipzig der 1980er Jahre. Ihre beste Freundin Maxie und sie schwänzen die Schule, brechen in Schrebergärten ein und treffen sich im Freibad oder auf dem Rummel mit Jungs, bis Manja im Zimmer des Vertragsarbeiters Manuel von der Volkspolizei erwischt wird und auf die Venerologische Station für Frauen mit Geschlechtskrankheiten kommt. Eingewoben in den Roman sind auch Erlebnisse von Lilo, die in den 1940er Jahren an diesem Ort festgehalten wurde, da sie mit ihrem Vater für den kommunistischen Widerstand gearbeitet hat, und der Sozialarbeiterin Robin, die in den 2010er Jahren in diesem Haus – nun eine Unterkunft für Geflüchtete – tätig ist.
Der Roman “Herumtreiberinnen” erzählt die Geschichten von drei jungen Frauen aus verschiedenen Zeiten und stellt die Frage, welchen Einfluss diese Zeit und die jeweilige Staatsform auf ihre Leben hatten. Ein Haus in der Leipziger Lerchenstraße ist das verbindende Element der drei Erzählstränge.
Bettina Wilpert lebt als freie Schriftstellerin und Mutter in Leipzig. Ihr mehrfach ausgezeichneter Debütroman „nichts, was uns passiert“ aus dem Jahr 2018 wurde für die Bühne adaptiert und in Gießen und Hamburg aufgeführt.
Die Lerchenstraße ist zwar fiktiv, eine Geschlossene Venerologische Station hat es allerdings nicht nur in Leipzig gegeben. Wegen angeblicher Geschlechtskrankheiten wurden in der DDR ungefähr 3.000 Mädchen und Frauen in solchen Einrichtungen gegen ihren Willen untergebracht, untersucht und auch ohne Befund therapiert. Ähnlich wie in den Spezialheimen der DDR-Jugendhilfe sollten unangepasste Mädchen diszipliniert und zu sozialistischen Persönlichkeiten umerzogen werden.
Am 8. April ab 19 Uhr stellt Bettina Wilpert “Herumtreiberinnen” in der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau vor.
Der Eintritt ist frei. Es gilt die 3G-Regel. Wir bitten um Anmeldung bis zum 6. April 2022 an info@jugendwerkhof-torgau.de.