Förderung: Kulturelles Bildungsprojekt „Netzwerk Kulturelle Bildung“ im Kulturraum Leipziger Raum 2023.
Laufzeit: 1. September bis 31. Dezember 2022 und 14. August bis 31. Dezember 2023.
Wie kann ein Besuch der Gedenkstätte vorbereitet werden? Wie ein niedrigschwelliger Einstieg in die Geschichte der repressiven Heimerziehung in der DDR gelingen? Mit diesen Fragen haben wir uns in den letzten beiden Jahren in Zusammenarbeit mit dem Kulturraum Leipziger Raum auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist das kulturelle Bildungsprojekt mit dem Titel „‚Anders sein‘: Lernwerkstatt zur Geschichte der repressiven Heimerziehung in der DDR“.
Die Lernwerkstatt besteht aus verschiedenen Modulen und beginnt damit, dass die Schüler:innen eine künstliche Person ohne weitere Attribute charakterisieren sollen. Nachdem dieser dann Attribute (z.B. eine Brille oder eine Frisur) gegeben werden, entsteht ein Gespräch darüber, wie sich die eigenen Bilder, Be- und Zuschreibungen über diese Person verändern. Dann gestalten die Schüler:innen selbst eine Person, denken sich Eigenschaften aus und wählen selbst Attribute aus. Gemeinsam werden die Ergebnisse ausgewertet und reflektiert: Wie erging es den Schüler:innen mit dieser Aufgabe? Fiel ihnen die Aufgabe leicht oder schwer? Gab es ein Unbehagen im Umgang mit den eigenen Zuschreibungen? Stimmen die die Bilder, die aufgrund von äußerlichen Auffälligkeiten entstehen mit der Realität überein? Was sagen die entstandenen Bilder über die zu gestaltende Figur und was über uns selbst?
Im nächsten Modul kommen vier Bildkarten mit Biografien zum Einsatz, drei davon von Jugendlichen mit Heimerfahrung in Spezialheimen der DDR und eine ohne. Die Schüler:innen erkennen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Lebensläufen, stellen diese den anderen vor und tauschen sich darüber aus. Die durchführende Person weist darauf hin, dass die Jugendlichen auf den Karten etwas Gemeinsames haben, was nicht ersichtlich ist. Dass es sich hierbei um reale Lebensläufe handelt, wird am Ende der Lernwerkstatt aufgelöst und bildet den Übergang zum Projekttag.
Bei ausreichender Zeit kann mit einem Klassenzimmerspiel ein Zugang zu den gesellschaftlichen Normen der DDR, die sich auch aus der Idealvorstellung des festgelegten Erziehungsziels der sozialistischen Persönlichkeit ergeben, geschaffen werden.
Das Projekt wurde 2022 konzipiert und 2023 gemeinsam mit Lehrkräften und Schüler:innen erprobt. Da die Zeit für die Vorbereitung im Unterricht begrenzt ist, kann “Anders sein” nun in der Gedenkstätte vor einer Bildungsveranstaltung zum Einsatz kommen. Die Dauer variiert von einer bis anderthalb Stunden. Der anschließende Projekttag vertieft die während der Lernwerkstatt erarbeiteten Inhalte, ermöglicht eine vertiefte Reflexion und fördert den intensiven Austausch über die Geschichte der repressiven Heimerziehung.