Disziplin als Tor zum Glück
Volker Lösch inszeniert am Staatsschauspiel anklagend und zornig das Stück „Der Weg ins Leben“ und erinnert an Zustände in DDR-Jugendwerkhöfen.
Politisch, radikal, aufklärend, kraftvoll, bildgewaltig. So ist Volker Löschs Theater. Er legt den Finger in die Wunden einer Gesellschaft. Sein Markenzeichen ist die Arbeit mit Bürgerchören. In der antiken Tragödie fungierte der Chor als Stimme des Volkes. An diese Tradition knüpft Lösch an.
Die Dresdner Fassung von Volker Lösch und Jörg Bochow, Chefdramaturg des Staatsschauspiels, verwendet SED-Dokumente, Texte von Makarenko, vor allem aber Berichte von Opfern. Um Konzept und Praxis des Erziehungsmodells zu verstehen, sprach das Theaterteam mit 30 Zeitzeugen. Erzieher aus den Jugendwerkhöfen waren nicht für Interviews zu gewinnen, ‚wir haben deshalb auf ihre Schriften zurückgegriffen‘, so Bochow im Programmheft. Das bedrückende Ergebnis der umfangreichen Recherche ist nun im düsteren, von Holzlamellen eingefassten Bühnenbild Cary Gaylers zu besichtigen.