Eine rebellische Jugend in der DDR
Aus dem System gefallen
von Matthias Schlegel
Mit 16 Jahren Einweisung in den Jugendwerkhof Torgau: Ein neues, erschütterndes Buch zeigt, wie ein unangepasstes Jugendleben in der DDR ins gesellschaftliche Abseits führen konnte – geradewegs in die Hölle.In diesem Buch erzählt die Journalistin Silke Kettelhake die Geschichte der heute 62-jährigen Sonja Rachow. Sie kam als 16-Jährige nach Torgau.
Im System der Heimerziehung in der DDR stand Torgau ganz oben – oder ganz unten, je nach Perspektive. Es war die Endstation für unangepasste, aufsässige Jugendliche, die diszipliniert, umerzogen werden sollten. 14- bis 18-jährige Jungen und Mädchen, die aus anderen Heimen ausgebüxt und wieder eingefangen worden waren. Die sich der sozialistischen Bildung und Erziehung in der DDR entzogen, Widerspruchsgeist zeigten und sich den gesellschaftlichen Normen verweigerten. Vor 50 Jahren, am 1. Mai 1964, wurde die Umerziehungsanstalt in Torgau eröffnet.
Silke Kettelhake: Sonja „negativ – dekadent“. Eine rebellische Jugend in der DDR. Osburg Verlag, Hamburg 2014.