Über uns

Sonja P.

Sonja P.; geb. am 4. März 1952 in Leipzig; Durchgangsheim Rostock; 1968 vier Monate im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau; Herumtreiberei, Arbeitsbummelei

„Ich wusste überhaupt nicht, dass es Jugendwerkhöfe gibt, geschweige denn, dass es einen geschlossenen gibt. Also für mich war das schlimmer als im Knast. Für mich war das deutlich ein Knast und nicht ein Jugendwerkhof.“

 

„Ich weiß, dass ich da angekommen bin, dass mir alle persönlichen Sachen abgenommen worden sind, dass mir eine Glatze geschoren wurde, was für mich also wirklich richtig schlimm war. Ich hatte ganz langes Haar und das wurde eben abgeschoren.“

 

„Ich weiß, dass wir immer sehr früh aufstehen mussten und alles genau reglementiert war. Also eine bestimmte Zeitspanne war für bestimmte Tätigkeiten vorgesehen.“

 

„Das war eigentlich das Schlimmste, was mir in meinem Leben überhaupt passiert ist. Auch das nachher in Halle im Knast, das war nicht mehr so schlimm. Erstens war ich da erwachsen und dann hatte ich ja dann auch gewisse Erfahrungen und wusste mit bestimmten Dingen umzugehen. Aber da hingebracht zu werden und nicht zu wissen, was eigentlich Sache ist, denke ich, war das Schlimmste für mich. Man war ja völlig von der Welt abgeschnitten, so von heute auf morgen, man hatte keinerlei Rechte.“

SPRECHEN IST BESSER ALS LESEN

Die Abteilung Jugendhilfe des Ministeriums für Volksbildung verfügte über eigene Referate auf Bezirks- und Kreisebene, denen ehrenamtliche Kommissionen nachgeordnet waren. Sie waren für die Regelung von Problemfällen zuständig. Zu den traditionellen Aufgaben der Jugendfürsorge – wie Sorge für elternlose Kinder – kamen die neuen sozialistischen Erziehungsziele. 1989 gab es in der DDR 474 staatliche Heime: „Normalkinderheime“, „Spezialheime“ und „Durchgangsheime“.