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Zeitzeugenarchiv
Ungehörte Stimmen. Unbequeme Geschichten. Aufwühlende Berichte.
LEBENSGESCHICHTLICHE DOKUMENTATION DER UMERZIEHUNG IN SPEZIALHEIMEN DER DDR
Damit füllen diese lebensgeschichtlichen Interviews eine Lücke in der Forschung zur DDR-Geschichte.
Die Stimmen der Zeitzeug:innen dauerhaft zu sichern und nachfolgenden Generationen zugänglich zu machen, ist die Hauptaufgabe des Zeitzeugenarchivs ehemaliger DDR-Heimkinder. Die individuellen Erinnerungen und Erfahrungen der Zeitzeug:innen geben intensive und persönliche Einblicke in den oftmals bedrückenden Alltag der verschiedenen Spezialkinderheime und Jugendwerkhöfe. Somit dokumentieren die Zeitzeugeninterviews auch die jahrzehntelangen Nachwirkungen der Heimerziehung auf die körperliche und geistige Gesundheit, das Privatleben und das oftmals schwere berufliche Vorankommen vieler Betroffener.
Bisher umfasst das Zeitzeugenarchiv 115 Stunden Audiomaterial, Transkriptionen, Fotos und andere Dokumente und steht allen Interessierten an einem Arbeitsplatz in der Gedenkstätte zur Verfügung. Zur Recherche eingeladen sind sowohl Besucher:innen der Gedenkstätte als auch Betroffene und ihre Angehörigen sowie Wissenschaftler:innen. Denn diese Quellen sind wegen der allgemein schwierigen Aktenlage im Bereich DDR-Heimerziehung unverzichtbar für die wissenschaftliche Forschung und Aufarbeitung. Vor allem als Gegengewicht zu den institutionellen Akten und Dokumenten, die eine “Geschichte von oben” schreiben, sind die Erfahrungsberichte und Erinnerungen ehemaliger Heimkinder so wichtig. Sie ermöglichen eine ausgewogenere Aufarbeitung der DDR-Heimerziehung und helfen mit, dass dieses düstere Kapitel der DDR-Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.
Das Zeitzeugenarchiv der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau soll auch in den kommenden Jahren laufend erweitert werden. Deshalb freuen wir uns über alle freiwilligen Zeitzeug:innen, die uns im Rahmen eines lebensgeschichtlichen Interviews ihre Geschichte zur Heimunterbringung in der DDR erzählen wollen.
Das Zeitzeugenarchiv der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ergänzt die Aufarbeitung der SED-Diktatur um einen weiteren Oral-History-Bestand. Hier kommen Zeitzeug:innen zu Wort, die während ihrer Kindheit und Jugend Heimerfahrungen in der DDR machen mussten und in verschiedenen Einrichtungen der DDR-Jugendhilfe untergebracht waren.
Am historischen Ort des einzigen Geschlossenen Jugendwerkhofs der DDR beschäftigt sich die Ausstellung auf über 170 qm mit dem bedrückendsten Kapitel der DDR-Heimerziehung. Zwischen 1964 und 1989 wurden über 4.000 Jugendliche zur “Anbahnung eines Umerziehungsprozesses” in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau eingewiesen.
Die Ausstellung beschreibt die Stellung dieser besonderen Disziplinierungseinrichtung im System der Spezialheime der DDR-Jugendhilfe und die ideologischen Hintergründe ihrer Existenz. Anhand von Video- und Toneinspielungen erhalten die Besucher Einblick in das fragwürdige Erziehungskonzept, den menschenunwürdigen Alltag und das drakonische Strafsystem im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau, der dem Ministerium für Volksbildung der DDR direkt unterstand. Sie weist aber in ihrer zweisprachigen Gestaltung (deutsch und englisch) auch weit über die Grenzen des DDR- Erziehungssystems hinaus und thematisiert die internationale Dimension der sog. Schwarzen Pädagogik des 19. und 20. Jahrhunderts.
Die Möglichkeit, Einblick in Einzelbiographien und Sonderakten zu nehmen, soll helfen, Lebenswege von Betroffenen zu verstehen, die als Jugendliche eine Zeit ihres Lebens im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau verbracht haben. In einem Porträtraum erhalten die Opfer nun erstmals Stimme und Gesicht.
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Referentin: Lea Naumann