Über uns

BERND K.

Bernd K.; geb. am 30. Dezember 1950 in Friedersdorf bei Bitterfeld; Jugendwerkhof Reinsdorf bei Wismar; 1965 vier Monate im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau; Ständige Entweichungen

„Wir arbeiteten für den Landmaschinenbau Torgau und fertigten Hohlschutzscheibenparallelogramme für diesen Betrieb an.“

„Während meiner vier Monate in Torgau erfuhr ich von drei Selbstmordversuchen, natürlich nicht offiziell: zweimal hat sich jemand die Pulsadern aufgeschnitten und ein Dritter hat Schrauben und Schmiernippel geschluckt.“

„Obwohl meine Eltern in den vier Monaten des öfteren eine Besuchserlaubnis beantragten, ist es ihnen nie genehmigt worden, ohne Nennung von Gründen.“

„Nach meiner Entlassung wurde ich in den Jugendwerkhof Reinsdorf zurückverlegt. Von da an musste ich alle 14 Tage eine Selbsteinschätzung an den Direktor des GJWH Torgau schreiben.“

„Im Nachhinein kann ich sagen, in Dessau (Jugendhaus) wurde man menschlicher behandelt als in Torgau.“

SPRECHEN IST BESSER ALS LESEN

Die Abteilung Jugendhilfe des Ministeriums für Volksbildung verfügte über eigene Referate auf Bezirks- und Kreisebene, denen ehrenamtliche Kommissionen nachgeordnet waren. Sie waren für die Regelung von Problemfällen zuständig. Zu den traditionellen Aufgaben der Jugendfürsorge – wie Sorge für elternlose Kinder – kamen die neuen sozialistischen Erziehungsziele. 1989 gab es in der DDR 474 staatliche Heime: „Normalkinderheime“, „Spezialheime“ und „Durchgangsheime“.