Staatliche Repression von Kindern und Jugendlichen innerhalb der SED-Diktatur thematisiert
Das komplexe Machtgeflecht in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR war übergreifendes Thema beim diesjährigen Bautzen-Forum. Die zweitägige Tagung stand unter dem Titel “Macht und Gewalt – Zum Herrschaftssystem der SBZ/DDR”. Es fanden Vorträge und Podiumsdiskussionen zur Rolle der SED als zentrales Machtorgan und über den Umgang mit Unangepassten statt. Dabei wurden auch die repressive Heimerziehung in den Jugendwerkhöfen der DDR und die damit verbundene Umerziehung zur “sozialistischen Persönlichkeit” thematisiert. Die Gedenkstätte GJWH Torgau zeigte auf, dass die Volksbildung in der DDR neben der Staatssicherheit, den bewaffneten Organen und den Massenorganisationen zum Kernbereich der strukturellen Machtsicherung im sozialistischen Gesellschaftssystem gehörte.
Zum Podiumsgespräch am 27. Mai mit dem Titel “Gewalterfahrungen in den Jugendwerkhöfen der DDR” stellte die Bildungsreferentin der Gedenkstätte GJWH Torgau zunächst Funktion und Struktur der Spezialheime dar. “Keiner darf zurückgelassen werden […] – alle Minderjährigen, die sich fehlentwickeln, müssen umerzogen werden“, so die Devise der Zentralstelle für Spezialheime 1965. Fehlende Zuwendung, kollektiver Zwang, Unterordnung, Drill und Misshandlungen sind zentrale Erinnerungen vieler ehemaliger DDR-Heimkinder. Von diesen persönlichen Erfahrungen berichteten dann im moderierten Gespräch auch eindrücklich zwei ehemalige Heimkinder. Viele Fragen und Anmerkungen kamen im Anschluss aus dem Publikum und die Zuhörer zeigten sich sichtlich bewegt.
Unter den Teilnehmern befanden sich auch Schüler und Lehrer, die nach diesen Erlebnisberichten sehr interessiert daran sind, die Gedenkstätte in Torgau zu besuchen bzw. einen Projekttag an der Schule zu gestalten.
Durch das Podiumsgespräch und die Wanderausstellung »AUF BIEGEN UND BRECHEN. Geschlossener Jugendwerkhof Torgau 1964 – 1989«, die an beiden Tagen in Bautzen zu sehen war, konnte erfolgreich Aufklärungsarbeit geleistet und an die jüngste Opfergruppe des SED-Regimes – den Kindern und Jugendlichen – erinnert werden.